Ein Kommentar von Wirtschaftsförderer Matthias Scholz:
"Nicht vor meiner Haustür'" funktioniert leider nicht immer! Mit dem grünen Gewerbepark Kuglhof 2, über den am 2. April dieses Jahres per Bürgerentscheid entschieden wird, kann man vielen der knapp 9.000 Pfaffenhofener (Aus-)Pendler*innen eine neue Perspektive geben und man kann auch viele Arbeitnehmer aus Pfaffenhofen davor schützen, unfreiwillig selbst zum Pendler zu werden.
Aber der Reihe nach:
Stellen Sie sich einmal vor,
Ihr Arbeitgeber muss sich aus betriebswirtschaftlichen Gründen erweitern, damit er überleben kann. Und der Arbeitgeber verlagert gezwungenermaßen sein Unternehmen aus Pfaffenhofen hinaus. Sagen wir der Einfachheit halber nach Vohburg. Schnell werden Sie zum 30-Kilometer-Pendler, der seine Freizeit auf der Straße verbringt. Unbezahlt, auf eigene Kosten, eine Autostunde täglich, wenn’s gut läuft. Da hilft auch das 49-Euro-Ticket nicht viel, nach Vohburg geht kein Zug, Vohburg hat aber Platz für Unternehmen. Im Gegensatz zu Pfaffenhofen.
"Wir können schon heute die Nachfrage nicht bedienen!"
Drei freie Grundstücke, die zum Verkauf stehen, gibt es Stand heute in Pfaffenhofen.
Insgesamt 5.000 Quadratmeter – oder so viel Platz, wie etwa zehn Einfamilienhäuser brauchen. 5.000 Quadratmeter, um neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen oder bestehende vor Ort zu erhalten. Damit wird der tatsächliche Flächenmangel in seiner ganzen Dimension und Dramatik deutlich. Schon heute kann man die Nachfrage der örtlichen Gewerbetreibenden und ihrer Arbeitnehmer nicht bedienen.
Aber wir waren nicht bei freien Grundstücken, sondern bei den Pendlern und dabei, ihnen einen Arbeitsplatz vor Ort anzubieten. Das geht mich nichts an, sagen Sie? Pendler sind die Menschen, die vielleicht morgens noch zum Bäcker gehen, bevor sie in den Zug oder ins Auto steigen. Sie gehen aber in der Mittagspause nicht schnell in die Apotheke, kaufen sich nach Feierabend nicht noch das neue Kleid oder verabreden sich am Abend nicht zum Essen in der Stadt, in der sie wohnen. Mit jedem zusätzlichen Pendler wird es schwerer für Händler und Dienstleister, weil ganz einfach die Kundschaft fehlt. Eine Abwärtsspirale droht dann tatsächlich - nicht nur für die Händler und Dienstleister, sondern auch für ihr Personal. Und mit jedem zusätzlichen Pendler wird es mehr Verkehr geben, raus aus der Stadt. Gut, der Trend geht zum Home Office. Aber nicht für die Heizungsbauer, Elektriker, Maurer und Schlosser. Die noch dazu von den neuen Gewerbeflächen profitieren. Nicht wegen der Betriebsverlagerung des Chefs, sondern wegen der Unternehmen, die dort bauen werden und die dazu nötigen Verträge vergeben. Was ein großer Vorteil sein wird, denn die Bauwirtschaft wird in naher Zukunft und dank der Zinsentwicklung weniger neue Wohnungen bauen.
8976 Arbeitnehmende pendeln täglich raus aus Pfaffenhofen Man kann das nun alles mit nur einem Wisch und dem Fachkräftemangel abtun. Mit der Aussage, dass überall Arbeitskräfte fehlen. Was so aber nicht stimmt – Pfaffenhofen hat das tägliche Potenzial von 8.976 Arbeitnehmern, die auspendeln, wenn man dem neuen Pendleratlas der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder trauen möchte. Mit neuen Arbeitsplätzen kann man vielen dieser Pendler eben auch neue Möglichkeiten bieten. Nicht allen, aber zumindest einer großen Zahl.
Apropos Zahlen: dazu noch welche, weil die einfach interessant sind: Allein 2.900 Menschen pendeln derzeit die 44,5 Kilometer nach München und 923 die 23,7 Kilometer nach Ingolstadt. Unser Pfaffenhofener Stadtgebiet ist 92,65 Quadratkilometer groß. Das sind 9.265 Hektar. Der geplante grüne Gewerbepark Kuglhof 2 umfasst insgesamt 38 Hektar. Das sind nur 0,41 % des gesamten Stadtgebietes. Ja, man „verbraucht“ dort Flächen, wenn man das so ausdrücken will. Was aber außer Zweifel steht: Wenn nicht hier 38 Hektar Gewerbeflächen entstehen, dann ganz sicher anderswo. In Vohburg an der Donau, Eberswalde in Brandenburg oder Guarda in Portugal. „Nicht vor meiner Haustür” funktioniert leider nicht immer. Dann also doch lieber hier nach den eigenen Spielregeln und zum eigenen Vorteil. Meine Empfehlung: Entscheiden Sie für Pfaffenhofen! Ja zu Kuglhof 2 am 02.04.2023.
Über Matthias Scholz:
Matthias Scholz ist studierter Wirtschaftsgeograph M.A., Katzenliebhaber und von Berufs wegen Geschäftsführer der Wirtschafts- und Servicegesellschaft mbH der Stadt Pfaffenhofen. www.wsp-pfaffenhofen.de
Über Kuglhof 2: Das Gewerbegebiet mit hohem Anspruch an Nachhaltigkeit. Pfaffenhofen soll neue Industrie- und Gewerbeflächen bekommen. Am Kuglhof ist die Erweiterung des Gewerbegebiets geplant. Der Planungs-, Bau- und Umweltausschuss des Stadtrats hat im September 2022 einstimmig beschlossen, dass ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt werden soll. Die Stadt will dabei bestmöglich auf Nachhaltigkeit und Artenschutz achten und die Planung an die kommende Südumgehung andocken. Über das Bündnis für nachhaltiges Wirtschaften Pfaffenhofen (BNWP): Das Bündnis für nachhaltiges Wirtschaften Pfaffenhofen ist ein Zusammenschluss von Unternehmern und politischen Akteuren mit der Überzeugung, dass Ökologie, Soziales und Ökonomie zusammengehören. Das BNWP wurde 2022 in Pfaffenhofen gegründet und versteht sich als Stimme der nachhaltigen Wirtschaft im Pfaffenhofener Land. Ziele sind unter anderem ökologisch orientiertes Wirtschaften und soziale Verantwortung von Unternehmen, soziale Kreativität von Unternehmen für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen sowie Förderung einer regionalen und vielfältigen Wirtschaft. Das Bündnis unterstützt die Pläne der Stadt Pfaffenhofen zur Ausweisung des nachhaltigen Gewerbegebietes Kuglhof 2 und bietet dazu auf www.kuglhof-2.de eine Infowebseite mit Visualisierungen, Argumenten und Hintergründen zum Projekt an.
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